Wenn Wünsche Wirklichkeit werden

Die Bodyswitch-Komödie «13 Going on 30» besticht wohl nicht durch Gag- und Ideenreichtum, weiss aber dank ihrer sympathischen Hauptdarstellerin dennoch ordentlich zu unterhalten.

 

von Sandro Danilo Spadini

Was normale Menschen in existenzielle Krisen stürzen lässt, ist für Jenna das Ziel aller Wünsche: der 30. Geburtstag. Nun muss natürlich noch erwähnt werden, dass Jenna erst 13 Jährchen auf dem schmalen Buckel hat und halt ein typischer Teenager ist – sprich: Sie hasst ihr Leben. Die coolen Mädchen an der Schule nutzen sie nur aus, ihr bester Freund Matt ist ein ziemlicher «Freak» und ihre Geburtstagsparty obendrein ein Desaster. Gross ist selbstredend aber der Schock, als sie am anderen Morgen aufwacht und feststellt, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist und sie die letzten 17 Jahre tatsächlich übersprungen hat; und tückisch sind die ersten Gehversuche im mit richtigen Brüsten, riesiger Garderobe, männlichen Anhängseln und stressigem Redaktoren-Job ausgestatteten neuen Leben. Dass sie sich – in ihrer Abwesenheit sozusagen – offenbar auch noch zum ruch- und rücksichtslosen Karrierebiest entwickelt hat, verkompliziert die Sache zusätzlich. Helfen kann jetzt eigentlich nur noch einer: der inzwischen gar nicht mehr so freakige und stattdessen recht fesche Matt. Doch der reagiert zunächst ein wenig reserviert.

A star is born

Es ist bestimmt nicht das Ei des Kolumbus, das die Schreiberlinge Josh Gold-
smith und Cathy Yuspada mit ihrem Skript zur Komödie «13 Going on 30» gefunden haben. Ähnliches gab es schon in dem aus den Federn desselben Duos stammenden Hit «What Women Want» und noch Ähnlicheres in anderen sogenannten oder so zu nennenden Bodyswitch-Komödien wie «Big» oder jüngst «Freaky Friday». Was «Suddenly 30» (so der Schweizer Verleihtitel) vom Sturz in die völlige Bedeutungslosigkeit bewahrt, lässt sich in exakt 14 Buchstaben zusammenfassen: Jennifer Garner. Was für ein Lächeln! Was für eine Schönheit! Was für ein Charisma! Julia Roberts, Cameron Diaz und Konsortinnen sollten sich warm anziehen, denn hier betritt ein neuer Star mit Potenzial zum «Everybody’s Darling» die Bühne. Nach einem kleineren Part in Steven Spielbergs «Catch Me if You Can» und einem grösseren in der Comicverfilmung «Daredevil» ist dies die erste Hauptrolle für das süsse, sexy, sympathische Superweib aus der packenden TV-Actionserie «Alias», und sogleich besticht und bezaubert Miss Garner mit einer Präsenz, die ihr gewiss keinen Oscar einbringen wird, mit ungleich grösserer Sicherheit aber so manches Top-Rollenangebot und unzählige Verehrer. Von ganzem Herzen zu gönnen wäre es ihr freilich noch, wenn sie fürderhin mit etwas talentierteren Regisseuren als Gary Winick arbeiten dürfte.

Und die Sonne geht auf

Ein Stümper ist dieser wohl keineswegs, aber mehr als ein solider Handwerker halt auch nicht. Zu Beginn wartet er sicherlich mit einigen wirklich witzigen Szenen auf, und gemessen an vergleichbaren Genreproduktionen fällt sein für ein breites und junges Publikum bewusst keimfrei-unschuldig gehaltenes, dabei aber jederzeit liebenswürdiges Filmchen bestimmt mehr auf als ab. Will man pingelig sein– und das wollen wir jetzt für einen Moment mal –, könnte man Winick aber etwa offenkundige Mängel in Bezug auf sein popkulturelles Wissen vorhalten: «13 Going on 30» setzt im Jahre 1987 ein, und wie zu erwarten wird mit grosser Lust die Retro-Schiene gefahren. Doch zu was tanzen da die Teenies? Zu Chartstürmern aus den frühen 80ern wie Michael Jacksons «Thriller», Madonnas «Crazy for You» und «Jessie’s Girl» von Jennas Liebling Rick Springfield! Gerade Letzteren hat aber 1987 nun wirklich kaum ein Mensch mehr gekannt, geschweige denn verehrt! Details, gewiss, aber trotzdem schlechte Recherche. Ungleich schwerwiegender ist freilich, dass der Film ab der zweiten Hälfte die Körpertausch-Idee zugunsten einer sülzigen Saulus/Paulus-Thematik mehr und mehr aufgibt und allmählich im Seichten zu versinken droht. Doch letztlich ist auch das nur halb so wild, denn da ist ja immer noch Jenny-Schätzchen, die mit einem einzigen Augenaufschlag das Ganze wieder in sonnigeres Licht taucht. Wer wie Winick einen solchen Sonnenschein in seinen Reihen weiss, ist am Ende des Tages im Grunde immer auf der Gewinnerseite. Und so könnte «13 Going on 30» trotz allem sogar noch in die Filmgeschichte eingehen – nämlich als der Film, der Jennifer Garner zum Superstar gemacht hat.