Our Souls at Night

 

Wenn zwei der grössten Legenden der Leinwand respektive eines der unsterblichsten Filmpaare der Hollywood-Geschichte das erste Mal seit fast 40 Jahren wieder zusammenspannt, ist das sowieso schon den Kinobesuch wert – oder wie heute immer öfter und eben auch im Fall der Bestselleradaption «Our Souls at Night»: die Netflix-Monatsgebühr. Diese in einer friedlichen Kleinstadt von Colorado angesiedelte romantische Komödie von 2017, inszeniert vom Inder Ritesh Batra («The Lunchbox»), hat freilich noch mehr zu bieten als Robert Redford und Jane Fonda, die sich lange nach dem Tod ihrer Ehepartner und nach Jahren einer eher spröden nachbarschaftlichen Nichtbeziehung aus ganz praktisch rationalen Motiven auf eine Liaison einlassen.

Die Geschichte dieser unwahrscheinlichen Liebe lebt fraglos in erster und auch zweiter Linie vom unverkrampften Charme und der natürlichen Überzeugungskraft der beiden Leads; sie hat aber auch viele kluge Sachen zu sagen über das Alter und das Leben an sich, die Batra und Autor Kent Haruf freilich nicht lauthals in die Nacht hinausposaunen – was würden da auch die Nachbarn denken! –, sondern bei einem vornehmen Glas Rotwein (sie) bzw. einem erfrischenden Bier (er) dezent und delikat in die Konversation einstreuen. Das hat etwas Entspannendes und immer wieder auch einen Hauch von lebenskluger Nostalgie, so wie auch das Spiel von Fonda und Redford vollends relaxt und von einer schwärmerischen Weisheit erfüllt ist. «Our Souls at Night» mag nicht die romantische Wucht von Clint Eastwoods Altersliebelei «Bridges of Madison County» haben; und auch die Schauwerte sind im Vergleich weit bescheidener. Doch das Herz hat dieser kleine und – dieses Mal muss es sein – feine Film definitiv am rechten Fleck.