Nachdem sein Jugendfreund Luke seine Frau, seinen Sohn und sich selbst erschossen hat, kehrt der Bundespolizist Aaron (Eric Bana) für die Beerdigung in sein von einer hartnäckigen Dürreperiode
gebeuteltes Heimatkaff mitten im australischen Nirgendwo zurück, das er einst als Teenager fluchtartig verlassen hatte. Von Lukes Familie wird Aaron gebeten, sich doch noch mal des nur
vordergründig klaren Falls anzunehmen; die lokale Bevölkerung heisst ihn dabei freilich alles andere als herzlich willkommen, verdächtigt sie ihn doch nach wie vor des 20 Jahre zurückliegenden
Mordes an der 17-jährigen Ellie, mit der er und Luke eine unzertrennliche Clique bildeten. Immerhin kann er auf die emotionale Unterstützung von Gretchen (Genevieve O’Reilly) zählen, die Vierte
im Bunde von damals, sowie die Hilfe des leicht überforderten örtlichen Sergeant (Keir O’Donnell). Und tatsächlich stösst Aaron rasch auf Ungereimtheiten in den Ermittlungen und macht erste
Verdächtige aus. Gut möglich sogar, dass die grauslichen Geschehnisse um seinen einstigen Kumpel etwas mit dem Mord an Ellie zu tun haben.
Die Bestselleradaption «The Dry» (2020) ist
eine der erfreulicheren Überraschungen in dieser doch so ausgetrockneten Periode filmischen Schaffens. Inszeniert vor einer wirkmächtigen Kulisse in Victoria, erzählt Regisseur Robert Connolly
hier über zwei Stunden in ruhigem, aber nicht behäbigem, im gerade richtigen Tempo eine Geschichte nicht nur um einen spannend verworrenen Kriminalfall, sondern auch um eine ganz persönliche
Spurensuche. Mit sattelfestem Gespür für dezente Suspense, sicherem Sinn für Timing und in kohärent seriös-melancholischem Ton nähert er sich Schritt für Schritt der Wahrheit, schweift hierfür
immer wieder in die tumultöse Vergangenheit ab oder streift auch einfach mal gleichsam ziellos in der mystisch kargen Gegend umher –dies indes, nicht ohne die eine oder andere falsche Fährte zu
legen. Dass er seinem Protagonisten dabei keine allzu klaren Konturen verpasst, ist derweil nur scheinbar ein Versäumnis; dadurch, dass wir so wenig über Aaron in Erfahrung zu bringen vermögen –
darüber, wer er eigentlich ist und wie er tickt –, können wir uns nämlich nie so ganz sicher sein, woran wir bei ihm wirklich sind. Und das ist für einen klassischen, ziemlich wendungsreichen
Whodunit, der «The Dry» bei allem visuellem Protzen und psychologischem Schürfen am Ende immer noch ist, gewiss nicht die schlechteste Sache.