Aufgewärmtes Leichtkostmenü ohne Pep

Küchenchef Scott Hicks und seine Hauptdarstellerin Catherine Zeta-Jones servieren in der recht faden Romanze «No Reservations» nur zur Vorspeise etwas einigermassen Raffiniertes.

 

von Sandro Danilo Spadini

Wenn Hollywood cineastische Leckerbissen aus Europa aufwärmt, kommt selten etwas Geniessbares dabei heraus. Darin sind sich eigentlich alle einig. Nur die halsstarrigen kalifornischen Studiobosse wollen es einfach nicht wahr haben und lassen die Mikrowelle völlig unbeirrt ob des seltenen Konsenses zwischen Kritik und Publikum auch weiterhin auf Hochtouren laufen. Auf den Tisch kommen so von niemandem bestellte Remakes wie «The Last Kiss» (vom italienischen Drama «L’ultimo bacio»), «Fever Pitch» (von der gleichnamigen englischen Nick-Hornby-Verfilmung) oder «Failure to Launch» (von der französischen Komödie «Tanguy»). Aus Deutschland werden in der Regel freilich gleich die Küchenchefs selbst abgeworben: zuletzt etwa die Regisseure Robert Schwentke, Oliver Hirschbiegel, Christian Alvart, Mennan Yapo oder Marco Kreuzpaintner. Insofern stellt die nun servierte Romanze «No Reservations» also etwas einigermassen Bemerkenswertes dar. Sie ist nämlich die Neuverfilmung des in den USA vor rund fünf Jahren zum Überraschungserfolg avancierten deutschen Streifens «Bella Martha».

Eindimensionale Figuren

An Stelle von Martina Gedeck an den Herd gestellt wird in der US-Version dieses Restaurantfilms Oscar-Preisträgerin Catherine Zeta-Jones. An den Töpfen etwas deplatziert wirkend, spielt die Waliserin die ziemlich kauzige Küchenchefin Kate, deren so geordnetes wie tristes Dasein von zwei kurz nacheinander in ihr Leben platzenden Menschen bereichert wird. Als Erstes taucht ihre neunjährige Nichte Zoe (Abigail Breslin aus «Little Miss Sunshine») auf; sie ist nach dem Unfalltod von Kates Schwester zur Vollweise geworden und kommt in die Obhut ihrer Tante. Nachdem sich Kate mit dem Kind nach zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten arrangiert hat, kommt das maskuline Element in Person von Aaron Eckhart alias Nick in den Topf. Auch mit dem begabten neuen Souschef ihres Arbeitgebers in dem wunderschön in Szene gesetzten New Yorker Greenwich Village gibt es zu erwartende Anlaufschwierigkeiten, zumal Kate fürchtet, Nick könnte ihr kraft seiner kulinarischen Kompetenz den Platz in der Küchenhierarchie streitig machen. Der frohnatürliche Lausbub hat indes nicht ihren Job, sondern natürlich ihr Herz im Visier. Und sobald er es gewonnen hat, ist der Ofen in «No Reservations» irgendwie aus. Bis knapp in die zweite Hälfte hinein wusste der mit eher bescheidenem Budget produzierte Film durch eine gut abgestimmte Komposition der Ingredienzen Witz, Tragik und Lebensweisheit zu erquicken – leichte Kost, gewiss, aber mit Herzlichkeit und einem Schuss Esprit kreiert. Wenn es aber darum geht, die mittlerweile etablierten Figuren zu modellieren und die Funken zwischen ihnen sprühen zu lassen, fehlt sämtlichen Beteiligten die Fantasie. Nach schmackhafter Vorspeise kommt zum Hauptgang entsprechend ein recht fader Einheitsbrei auf die Leinwand.

Mangel an Mut

Die fehlende Chemie zwischen Zeta-Jones und Eckhart ist sicherlich mehr als nur ein Haar in der Suppe; schwerwiegender ist jedoch das Unvermögen von Regisseur Scott Hicks, die Spannung auch dann noch aufrechtzuerhalten, wenn der Tisch schon gedeckt ist. Der Australier hat sich vor rund zehn Jahren mit dem feinfühligen Künstlerdrama «Shine» ins Bewusstsein der Kinogemeinde gefilmt und alsdann mit der Romanadaption «Snow Falling on Cedars» einen der am schönsten inszenierten Filme der Neunziger gedreht. Sein sanfter Stil, zusätzlich betont und verdichtet durch ein herbstlich-warmes Farbenarrangement, zeitigt auch hier erfreuliche Folgen und deckt sich mit der beinahe schüchternen Zurückhaltung des Drehbuchs, die dafür sorgt, dass Kitsch und Schmalz nur auf Sparflamme kochen. Insgesamt aber wirkt Hicks auch etwas plan-, rat- und vor allem mutlos, folgt zu sehr den gängigen Hollywood-Rezepten und gönnt weder sich selbst noch seinen Darstellern kreativen Freiraum. Ungenutzt bleibt so letztlich das romantische und zeitgeistige Potenzial der Geschichte, und übrig bleibt ein leicht überteuertes amerikanisiertes Zweisternegericht, das man in Europa schon besser und billiger gehabt hat.