Mit Pathos und Kalkül zum Erfolg

Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Regisseur Boaz Yakin in «Remember the Titans» die Geschichte vom ersten High-School-Football-Team, das mit Spielern  verschiedener Hautfarben zu einem beispiellosen Siegeszug ansetzt.

 

von Sandro Danilo Spadini

Es war im Jahr 1971 zur Zeit der Studentenunruhen und Bürgerrechtsbewegungen, als in der Kleinstadt Alenxandria im US-Bundesstaat Virginia beschlossen wurde, erstmals Schüler beider Hautfarben an derselben Schule zu unterrichten. Als Zugeständnis an die afroamerikanische Bevölkerung installierte die Schulbehörde damals den schwarzen Herman Boone als Chefcoach des örtlichen Football-Teams, den «Titans». Trotz anfänglicher Feindseligkeiten gelang es dem knallharten Neuankömmling aus einem einstmals zerstrittenen Haufen ein verschworenes Team zu formen, das zu einem märchenhaften Höhenflug ansetzte. Die Geschichte von Coach Boone und seinen Titanen schrie förmlich nach einer Verfilmung, taugt sie doch hervorragend als Parabel für die Überbrückung von Vorurteilen und Rassenhass und handelt obendrein noch von Amerikas liebstem Kind, dem Football. Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer ist kein Mann, der sich gerne eine Chance zum Geld verdienen entgehen lässt, und so zögerte er nach dem Studium des Drehbuchs nicht lange, den Stoff für sein neu gegründetes Label «Technical Black» auf die Leinwand zu bringen. Die Regie vertraute er dem bis dato eher unbekannten Independent-Filmer Boaz Yakin an und für die Rolle von Coach Boone setzte er ganz auf die Starpower, aber auch auf das Können von Denzel Washington, der sich dann auch prompt als Garant für das Gelingen von «Remember the Titans» erweist.

Nach allen Regeln

Für «Technical Black» möchte Bruckheimer inskünftig Filme produzieren, die sich abseits des Mainstream-Kinos bewegen. Davon kann bei «Remember the Titans» allerdings nicht die Rede sein, befolgt er doch eben genau jede Regel des US-Massenkinos. Handlung und Figuren sind bis ins letzte Detail durchschaubar, in den Dialogen schwingt bisweilen etwas gar viel Pathos mit und sowohl bei der visuellen wie auch der musikalischen Umsetzung wird zumeist allzu dick aufgetragen. «Gegen jede Regel» bewegt sich während seiner beinahe zwei Stunden konstant an der Grenze zum Kitsch, schafft es aber scheinbar traumwandlerisch sicher, nicht gänzlich in selbigem zu versinken. Und siehe da: Manipulation für doch zum Ziel. Mit zunehmender Spieldauer schafft es der Film, zumal in der geeigneten Stimmung genossen, doch tatsächlich, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.

Denzel Washington in Hochform

Das Hauptverdienst für das Gelingen von «Remember the Titans» gebührt ganz klar Denzel Washington, dessen Spiel selten präziser war. Auch die ansonsten grösstenteils jungen und unerfahrenen Nebendarsteller verdienen sich ihr Lob redlich. Für Football-Fans sei hinzugefügt, dass Oliver Stones atemberaubendes Drama «Any Given Sunday» bestimmt lehrreicher war, doch auch sie werden mit einigen packenden Spielszenen zufriedengestellt. «Remember the Titans» ist eben durch und durch kalkuliertes Hollywood-Kino, das sich aber für einmal wieder von seiner besten Seite zeigt.