Der Mythos Bond lebt

Zeitgemässer, aber nicht mit den Traditionen brechend präsentiert sich der neue James Bond-Film. Vor allem hervorragende Darstellerleistungen als auch eine handfeste Portion Humor werden die Herzen der riesigen Fangemeinde höher schlagen lassen.

United International Pictures

von Sandro Danilo Spadini

Bereits in der furiosen Eröffnungssequenz wird eines klar: Wer die Bond-Filme bisher nicht mochte, der wird auch durch «The World Is Not Enough» nicht zu einem glühenden Verehrer der personifizierten Coolnes werden. Für alle anderen indes sei gesagt, dass dies die seit langem beste Folge der erfolgreichsten Kinoserie aller Zeiten ist. Die Ursache dafür ist bestimmt nicht in einer sonderlich ausgeklügelten Story zu suchen. Die ist wie immer: Irgendjemand (diesmal der Terrorist Renard) versucht irgendetwas in die Luft zu sprengen. Die Bombe ist auch schon gezündet, doch dann tritt Bond, und zwar James Bond, auf den Plan und rettet in einem atemberaubenden Finish die Welt. Bevor es jedoch soweit ist, müssen erst noch einige Schurken, die 007 nach dem Leben trachten, aus dem Weg geräumt werden. Die rare Zeit des Müssiggangs verbringt unser aller Lieblingsagent Frauenherzen brechend oder Wodka-Martini schlürfend. Man gönnt sich ja sonst nichts. Selbstredend sind auch die Spezialeffekte noch einen Tick gewagter und die Schauplätze des Geschehens noch etwas exotischer als beim letzten Abenteuer.

Zwei starke Gegenspieler

Als ein viel tauglicherer Indikator für die Güte eines Bond-Streifens erwies sich schon seit je die Klasse des Bösewichts. Und hier macht «The World Is Not Enough» entscheidende Punkte. Der schottische Charaktermime Robert Carlyle («The Full Monty») als Renard ist der furchteinflössendste Gegenspieler den Bond seit Christopher Walken (alias Max Zorin in «Im Angesicht des Todes») hatte. Doch Carlyle ist nicht der einzige Trumpf. In seinem nunmehr dritten Auftritt erweist sich der Ire Pierce Brosnan mehr und mehr als Idealbesetzung für den Agenten mit der Lizenz zum Töten. So charismatisch wie der inzwischen 50jährige trat kein Bond-Darsteller seit Sean Connery mehr auf.

Differenzierter und humorvoller

Zum ersten Mal seit langem wurde mit Michael Apted («Nell») ein namhafter Regisseur mit der Inszenierung eines Bond-Films beauftragt. Dieser legte denn auch grösseren Wert auf die Stärkung der Charaktere als seine Vorgänger. So ist die Figur von Sophie Marceau nicht so eindimensional wie man sich das von einen Bond-Girl gewohnt ist. Sogar Bond selbst erscheint bisweilen wie ein wirklicher Mensch, wirkt in gewissen Situationen gar verwundbar. Nicht zu unterschätzen ist auch der komödiantische Aspekt. Mitunter herrlich selbstironisch und mit einer gehörigen Portion britischen Humors erledigt 007 wie üblich scheinbar mühelos seinen Auftrag. «The World Is Not Enough» hat gezeigt, dass die grosse Zeit des James Bond noch lange nicht vorbei ist.