Switchback

 

Solche Filme werden heute ja nicht mehr gemacht: Thriller, die keine revolutionären Ansätze im Köcher und keine gesellschaftlich relevanten Botschaften in petto haben, sondern einfach nur gut und halbwegs stilvoll unterhalten wollen. Damals in den Neunzigerjahren jedoch, als diese raffinierte und actiongeladene Serienmörderjagd quer durch die USA entstand, hatten solche Streifen Hochkonjunktur. Und ein Mann wie Jeb Stuart war entsprechend viel beschäftigt: Die Drehbücher zu «Die Hard» und «The Fugitive» hatte er schon verfasst, bevor er sich mit «Switchback» (1997) an seine erste Regiearbeit wagte. Ins Zentrum stellte er dort den FBI-Agenten Frank LaCrosse (Dennis Quaid), der bei den Ermittlungen zu einem Serienkiller auf die Ersatzbank verwiesen wird, nachdem dieser seinen Sohn entführt hat. Erwartungsgemäss hat LaCrosse aber nicht vor, dort der Dinge zu harren, und fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln. Ein Mord in Amarillo, Texas, bringt ihn schliesslich auf eine vielversprechende Spur, derweil die beiden Hauptverdächtigen – ein leutseliger Vagabund (Danny Glover) und ein aufgekratzter Anhalter (Jared Leto) – in einem weissen Cadillac durchs Land kurven.


Nein, «Switchback» hat nicht vor, das Genre neu zu erfinden; und das ist überhaupt kein Problem. Stuart frönt hier vielmehr recht ausgiebig dem Formelhaften; er nutzt diese wohletablierten Strategien indes als stabiles und grundsolides Fundament – für einen souveränen Plot, der Spannung mit Intelligenz paart, ein sorgfältig ausgearbeitetes Figurenensemble, das gerade auch in den Nebenrollen mit Charakterköpfen wie Ted Levine oder R. Lee Ermey Freude bereitet, und fulminante Actionsequenzen, die vor atemberaubender Kulisse prächtig in Szene gesetzt sind. In Erinnerung bleibt zuvörderst das Finale in den Rocky Mountains: ein formvollendetes Gustostückerl des so schmerzhaft vermissten Actionthriller-Kinos der Neunzigerjahre. Gerade aus heutiger Sicht umso unerklärlicher ist, dass «Switchback» damals zumal in den USA solch miese Kritiken erhielt und die Karriere von Jeb Stuart quasi zum Stillstand brachte. Erst 13 Jahre später, nach einem herben persönlichen Schicksalsschlag, meldete er sich mit dem Skript und der Regie zu einem Drama noch einmal zu Wort. Ein Erfolg blieb ihm freilich versagt.