Abgespacte Weltraum-Odyssee

Mit Mut zu anachronistisch anmutenden Effekten und einer beeindruckenden Besetzung überzeugt die Adaption des augenzwinkernden Sciencefiction-Klassikers von Douglas Adams.

 

von Sandro Danilo Spadini

Wollten Sie auch schon immer wissen, wer als die drei schlechtesten Dichter der ganzen Galaxie gelten? Oder wie es sich mit der Bürokratie auf dem Planet der Vogonen verhält? Oder was im Kopf eines depressiven Roboters so vor sich geht? Nein? Nonsense, sagen Sie? Humbug? Blödelei? Kinderkram? Na ja, macht nix, Sie werden trotzdem Ihren Spass haben an diesem «Hitchhiker’s Guide to the Galaxy», diesem galaktischen Roadmovie, dieser abgespacten Weltraum-Odyssee, die der im Kino bis dato als unbekanntes Unfug-Subjekt nicht registrierte Videoclip-Regisseur Garth Jennings aus Douglas Adams’ fünfbändigem Sciencefiction-Kultklassiker herausdestilliert hat. Denn mit dem Nonsense, dem Humbug und der Blödelei mögen Sie ja Recht haben, Kinderkram indes ist das Ganze weniger. Vielmehr könnte man vielleicht von einer Mischung aus karnevaleskem Krawallklamauk britischer Prägung und augenzwinkerndem Weltraum-Pathos spezialeffektarmer Sciencefiction-Vorzeiten sprechen – alkoholisierte Monty-Python-Cracks auf einem turbulenten Trip mit der unter dem Einfluss von psychedelischen Drogen stehenden Original-«Star Trek»-Crew sozusagen.
 
Fortsetzung willkommen

Sollten Sie andererseits aber Adaptions-skeptisches Mitglied der vielköpfigen Fangemeinde von Adams’ Buch sein, das sich den von der Inflation befallenen Status «Kult» vom vogonischen Amtsschimmel hat zertifizieren lassen, sei Ihnen das Leitmotto des Guides zugerufen: Keine Panik! Die haben da schon ganz gute Arbeit verrichtet, diese wohl ziemlich verrückten Macher der frisch in die hiesigen Lichtspielhäuser eingeflogenen Filmversion Ihres Lieblingsbuchs. Douglas Adams würde in seinem vor vier Jahren geschaufelten Grab darüber gewiss keine Pirouetten drehen. Dem Geist der Vorlage sind Jennings und seine Gefolgsleute nämlich dicht auf den Fersen, und dass sie sich im Gestrüpp der doch recht umfangreichen Vorlage nicht verirrt und verheddert haben, verdient ebenfalls ein paar gezogene Hüte. Sicher liesse sich in fiebrigen Fantasien noch von adäquateren Umsetzungen träumen; Steigerungspotenzial ist fraglos vorhanden. Angesichts der vielen kläglich gescheiterten Versuche, Stoffe von vergleichbarer Popularität tauglich auf die Leinwand zu bringen, und eingedenk der sich in erster Linie durch einen extrem hohen Trash-Faktor auszeichnenden BBC-Miniserie von 1981 darf man aber durchaus zufrieden sein. Überdies lässt diese mitnichten auf Vollständigkeit bedachte Form der Adaption natürlich Raum offen für allfällige Fortsetzungen – speerangelweit offen sogar. Und hierzu ist zu sagen: Die dürfen wiederkommen, diese fünf auf der Suche nach der Antwort auf die «ultimative Frage» nach dem Sinn des Lebens durch die Galaxie stolpernden Abenteuer – also die beiden nach der Zerstörung unseres blauen Planeten im geklauten Raumschiff aufgenommenen Erdlinge (Martin Freeman und Zooey Deschanel), der journalistisch tätige Hansdampf in allen Galaxien (Mos Def), der grenzdebile Universumspräsident (Sam Rockwell) und angesprochener depressiver Roboter (Stimme: Alan Rickman). Vor allem dürfen sie in dieser Besetzung wiederkommen, und mitbringen sollen sie dann auch gleich wieder diese Vogonen, den nur fast allwissenden Supercomputer (Stimme: Helen Mirren) und den finsteren Planetspräsidenten Humma Kavula (John Malkovich).

Sympathischer Retro-Look

Das Erfolgsgeheimnis des in bewegten Bildern umgesetzten «Hitchhiker’s Guide», der bestimmt nicht frei ist von Durchhängern und infantilen Albernheiten, ist freilich nicht bloss in den Figuren und den diesen ein Gesicht oder eine Stimme gebenden Darstellern zu finden. Gelüftet wird es vielmehr auch im Lichte der taktisch cleveren Entscheidung, in Abgrenzung zu gängigen zeitgenössischen Genreproduktionen grösstenteils auf halsbrecherische Spezialeffekte und computeranimierte Materialschlachten zu verzichten. Der ihm von Jennings verpasste Retro-Look steht dem Film jedenfalls verdammt gut. Unterstrichen werden so auch die Ausnahmestellung, die Adams’ Vorlage innehat, und das typisch britische Understatement, das Buch wie Film sympatischerweise durchzieht. In Kauf genommen wird damit aber das Durch-die-Lappen-Gehen des einen oder anderen an der Kinokasse abgegebenen gülden Talers. Und das ist irgendwie grad nochmals sympathisch.