Come True

 

Aus Kanada sind in letzter Zeit ja einige interessante (Independent-)Streifen gekommen. So auch dieser mit bescheidenem Budget produzierte hochgelobte Sci-Fi-Horrorfilm des jungen Regisseurs und Drehbuchautors Anthony Scott Burns. «Come True» handelt von der Ausreisserin Sarah (Julia Sarah Stone), die an einer experimentellen Schlafstudie teilnimmt, damit sie nicht weiterhin unter freiem Himmel pennen muss. Unter der Leitung eines recht gefürchigen Arztes mit monströs grosser Brille (Christopher Heatherington) und seines zwischen Creep und Nerd oszillierenden Assistenten Jeremy (Landon Liboiron) werden hier die (Alb)träume der Studienteilnehmer visualisiert – zu welchem Zweck, bleibt vorerst unter der Decke. Klar scheint in dieser von Unklarheiten beherrschten Geschichte nur, dass sich das Ganze in einer zwielichtigen Zone bewegt.

Betitelt sind die einzelnen Kapitel von «Come True» mit Schlüsselideen aus Carl Jungs Theorien: «The Persona», «The Animus or Anima» und «The Shadow and the Self». Doch man muss sich jetzt nicht der Psychoanalyse verschrieben haben, um zu verstehen, worum es hier geht – oder besser: um zu erspüren, was das alles bedeuten könnte. Umgekehrt ist es auch wenig wahrscheinlich, dass eingefleischte Jungianer Burns’ Intentionen komplett zu dekodieren vermögen; denn vieles bleibt auf diesem Höllenritt durch die Albtraumwelten eines verstörten Teenagers blosse Andeutung, verharrt unter bedrohlichen Synthieklängen in der Unschärfe und öffnet so einen horrend weiten Raum für Interpretationen. Ob man diesen auch tatsächlich zu betreten wagt, ist freilich eine andere Frage. Und wirklich nötig ist das eh nicht, zumal es letztlich doch nebensächlich ist, was diese Hirngespinste denn en détail zu bedeuten haben oder vorgeben. Viel entscheidender ist das Gefühl namen- und gesichtslosen Schreckens, das sie in einem auslösen. Und natürlich das kommende Wundertaten verheissende Talent, das nicht nur Regisseur Burns, sondern auch Hauptdarstellerin Julia Sarah Stone hier an den Tag legt.