Achtung, die wilden britischen Kerle sind los

Im englischen Actionfilm «Killer Elite» waren Debütanten am Drehbuch- und Regiewerk. Das merkt man dem starbesetzten Film nur im rasanten Finale nicht ungünstig an.

 

von Sandro Danilo Spadini

Die Welt versinke im Chaos, lässt uns eine Einblendung erst mal wissen. Die Wirtschaftskrise halte an, und es drohe eine Ölkrise. Wissen wir eigentlich selber, denken wir und wundern uns etwas über den hier präsentierten Pessimismus. Doch dann schreibt es weiter: «Es ist das Jahr 1980.» Ha! Da waren wohl ganz Clevere am Werk, wollen wir derart Übertölpelten jetzt denken. Doch dazu ist keine Zeit. Denn bereits erblicken wir keinen Geringeren als Robert De Niro und ihre britische Haudrauf-Wenigkeit Jason Statham bei einem Leguan-Taco. Und gut ist es eh, dass wir nicht gedacht haben, dass hier ganz Clevere am Werk waren. Die Regie zu diesem «Killer Elite» benamsten Actioner führte nämlich ein gewisser Gary McKendry, das Skript schrieb ein Herr namens Matt Sherring, und beide sind sie Debütanten und noch wenig ausgefuchst, wie sich weisen wird. Dafür lässt es McKendry gern krachen, wozu ihm Sherring mit besagter Einblendung gleichfalls die Vorlage liefert: Es sei die Zeit von Gewalt und Morden, sagt man uns hier noch. Und die Bestätigung dessen lässt dann nicht mal eine Leguan-Taco-Länge auf sich warten: Geschwind hat De Niro die ganz grosse Knarre gezückt, und auch Statham ballert frohgemut mit – bis er verletzt daliegt und ächzt: «Ich kann das nicht mehr.»

Gegen die Weltbesten

Mit «das» meint Statham alias Danny die Söldnerei, und der scheint er nach dem Insert «Ein Jahr später» in der Tat abgeschworen zu haben. Wir treffen Danny nun in Australien an, komplett wiederhergestellt und durchaus relaxed. Aber natürlich hält das nur einige Wimpernschläge an, sonst wäre sie ja schon aus, diese angeblich auf Tatsachen und jedenfalls auf dem Buch «The Feather Men» von Sir Ranulph Fiennes basierende Geschichte. Den Kick zum Comeback gibt Danny ein postalisch zugestelltes Foto, das De Niro alias Hunter in misslichen Umständen zeigt. Wie bald herauskommt, wird Hunter von einem sterbenskranken Scheich gefangen gehalten, was wir sogleich auch selbst sehen, da Danny subito bei ebendiesem Scheich auf der Palastmatte steht. Der hat im Oman-Krieg drei Söhne verloren und sinnt auf seine letzten Tage auf Rache – gerichtet gegen den britischen SAS, «die beste Spezialeinheit der Welt». Was Hunter damit zu tun hat? Er hatte den Auftrag angenommen, die Killer der Scheichssöhne zur Strecke zu bringen, dann aber den Schwanz eingezogen. Also wurde er eingekerkert und sein Spezi Danny herzitiert, um an Hunters Statt den Job zu erledigen. Und weil Danny widerwillig einwilligt, sind die Karten nun verteilt – und es läuft jetzt im Prinzip alles auf die Konfrontation mit SAS-Oberhabschi Clive Owen hinaus.

Starkes Finish

Zwei Kerle auf verschiedenen Seiten der Gerechtigkeit und räumlich die längste Zeit voneinander getrennt: Das klingt schwer nach Michael Mann und nach «Heat» und nach «Public Enemies». Die Differenz zu Mann: die Qualität. Oder präziser: Unsere Debütanten am Drehbuchtisch und auf dem Regiestuhl jumpen direkt in die Action und halten sich nicht damit auf, den Figuren einen menschlichen Hintergrund zu geben – Dannys in Rückblenden «aufgerollte» australische Love-Story etwa schürft so tief wie ein «Bravo»-Fotoroman. Was ebenfalls fehlt, ist jede Form von Aufbau: nicht nur der Figuren und der Handlung, sondern auch der Spannung. Dass die Geschichte in den Achtzigern spielen soll wiederum, ist nur an Owens schickem Schnäuzer zu erkennen. Und logisch, wird Logik hier nicht grossgeschrieben: Wenig geschieht zwar auf Handlungsebene, doch vieles von dem wenigen macht nicht viel Sinn. Blieben noch die Stars: Der zum schlechtesten Rollen-Auswähler der Welt mutierte De Niro geht nach einer Viertelstunde in Deckung und taucht bis kurz vor Schluss völlig ab. Das Feld gehört so dem fitten Ex-Olympioniken Statham und dem wie stets übellaunig-gereizten Owen, die beide bestimmt nicht dazu geboren wurden, Shakespeare zu spielen. Sie tun denn hier auch das, was sie (am besten) können: männlich sein. Und wenn sie sich endlich gegenüberstehen, gefällt plötzlich alles. Im Heimspiel in London, wo das Finale grösstenteils ausgetragen wird, stimmt das Tempo, kommt Spannung auf, fährt die Action ein und reizt die Optik. Ein starkes Finish und der (zu) späte Beweis: Es geht doch.