The Highwaymen

 

Nichts gegen Kevin Costner und Woody Harrelson. Die machen ihre Sache in «The Highwaymen» sicher nicht schlecht und jedenfalls mindestens so gut, wie sie in den letzten drei Jahrzehnten noch fast jeden Job erledigt haben, der ihnen aufgetragen worden ist. Aber die Vorstellung, dass dieser historische Kriminalfilm ursprünglich einmal ein Vehikel für Robert Redford und Paul Newman sein sollte: Das macht halt schon wahnsinnig wehmütig. Um 2005 herum war es, als man es den beiden Kinotitanen schmackhaft zu machen versuchte, in die Rollen von Frank Hamer und Maney Gault zu schlüpfen: der beiden alternden und eigentlich längst ausrangierten Texas Rangers, die im Mai 1934 das schiesswütige Gangsterpaar Bonnie Parker und Clyde Barrow endlich zur Strecke brachten und mit einem monumentalen Kugelhagel einem monatelangen ekstatischen Amoklauf ein Ende setzten. Doch dann verkümmerte das Projekt erst mal für Jahre in der Entwicklungshölle, ehe es vor rund zwei Jahren von Netflix schliesslich wiederbelebt wurde. Aber da war es für eine Reunion von Butch Cassidy und dem Sundance Kid natürlich längst zu spät. 



 

Seis drum. «The Highwaymen», in teils prächtig-wuchtigen Bildern und vorwiegend gemächlichem Tempo inszeniert vom alten Haudegen John Lee Hancock («The Blind Side»), ist auch so ein kerniges und kompetentes Stück Kino – oder eben Fernsehen – geworden. Und vor allem auch eines, das eine überaus spannende und überraschende Geschichte zu erzählen hat. Man kann also verstehen, dass man das Drehbuch des Westernspezialisten John Fusco («Young Guns») trotz all der höllischen Entwicklungsunbilden nicht einfach zu den Akten legen wollte. Fusco macht hier nämlich etwas ganz Geschicktes: Er nimmt eine bekannte, ja nachgerade legendäre Geschichte und erzählt sie von der anderen, der unbekannten Seite her. So wird das wilde Treiben von Bonnie und Clyde nicht romantisiert, sondern als das gezeigt und gewürdigt, was es war: eine unrühmliche Reihe von bestialisch kaltblütigen Gräueltaten, die sich zwar auch gegen die damals schon verhassten Banken und die gerade im Süden der USA kritisch beäugten Institutionen, das Establishment gleichsam, richteten, denen aber auch zahllose rechtschaffene Gesetzeshüter zum Opfer fielen. Ebenso wenig wie Hamer und Barrow teilt denn auch der Film die Begeisterung der Massen für das Killerpaar – man meint Hancock und Fusco angewidert mit dem Kopf schütteln zu sehen, wenn sie in einer Einblendung im Abspann festhalten, dass jeweils um die 20'000 schaulustige «Fans» zu den Beerdigungen von Bonnie Parker und Clyde Barrow erschienen sind und diese zu regelrechten Prozessionen in den Strassen von Dallas gemacht haben. Naturgemäss gerät «The Highwaymen» so nicht zu einer derart unterhaltsamen Chose wie Arthur Penns New-Hollywood-Kultstreifen von 1967; und selbstverständlich hat das nicht einmal in Ansätzen dessen filmhistorische Bedeutung. Aber dafür haben Fusco und Hancock einiges zu sagen über blinden Personenkult und die Verblendung der Massen. Und das ist etwas, was gerade auch heute von Belang ist.