Rachefeldzug mit Stil, Charme und Eleganz

In «Ocean’s Thirteen» gaunert sich die Spassgesellschaft um George Clooney und Brad Pitt ein drittes Mal über die Runden und vergisst dabei anders als im Vorgänger auch das Publikum nicht.

 

von Sandro Danilo Spadini

Beim letzten Mal haben sie es ja gar doll und dreist getrieben, die in piekfeinem Gewand behände mit ihrer Starpower jonglierenden Damen und Herren um Tätschmeister George Clooney. Hollywoods High Society war in «Ocean’s Twelve» zur regelrechten Spassgesellschaft mutiert, die ob aller ironischer Selbstreferenz und augenzwinkernder Anspielung auf Frank Sinatras Rat Pack am Ende das Publikum vergass. Das Resultat war ein übermässig launiger Streifen, der einzig dazu da zu sein schien, dass sich Brad Pitt, Matt Damon und all die anderen während der Drehpausen in Clooneys Villa am Comersee verlustieren konnten. Klar: Spass gemacht hats trotzdem, diesen Ikonen beim Rumhängen und Rumlabern, ja recht eigentlich beim blossen Dasein zuzusehen – ein bisschen jedenfalls, aber jedenfalls nicht ganz so sehr wie in «Ocean’s Eleven». Dort nämlich, beim Auftakt zu Steven Soderberghs Gaunerkomödien-Serie, hatte das Skript mehr als nur kecke Sprüche zu bieten, und auch die optischen Reize beschränkten sich nicht rein auf die Schönen vor der Kamera. Im dritten und wohl letzten Teil der Reihe schickt Soderbergh nun seine Edelganoven und Salonlöwen zwar ohne Julia Roberts und Catherine Zeta-Jones, dafür aber wieder mit einem «kundenorientierteren» Engagement auf die Leinwand und dort vom sonnigen Südeuropa ins glitzernde Las Vegas zurück.

Die Lage ist ernst

Der Schauplatz von «Ocean’s Thirteen» ist insofern von Bedeutung, als es hier letzten Endes zum Duell zwischen dem vom totalen Massenkommerz vereinnahmten neuen und dem alten Las Vegas von Dean, Sammy, Frankieboy und eben den Ocean-Jungs kommt. «Ihr seid analoge Spieler in einer digitalen Welt», stimmt ein Komplize schon mal den Abgesang auf Danny Ocean (Clooney) und Co. an. Doch was ihnen an technischem Know-how fehlen mag, machen sie dann halt mit Schalk und Verve wett. Und natürlich mit Loyalität, die jetzt wichtiger ist denn je. Wie ernst die Lage ist, verdeutlicht der Umstand, dass beim neuerlichen Raubzug, der vornehmlich ein Rachefeldzug ist, sogar der in den vorigen Folgen zum Intimfeind avancierte Casino-Besitzer Terry Benedict (Andy Garcia) ins Boot geholt wird. Dieser verfolgt dabei freilich ureigene Interessen. Denn jener, der es sich so unendlich verscherzt hat mit der Ocean-Truppe, ist einer seiner Konkurrenten: der so skrupellose wie grössenwahnsinnige Casino-Mogul Willie Bank (Al Pacino), der beim Bau seiner überdimensionierten neuen Spielbank den Bandenveteranen Reuben (Elliott Gould) dermassen übers Ohr gehauen hat, dass dieser nicht nur Pleite gegangen, sondern darob sogar katatonisch geworden ist. Ehrensache, dass man Bank anders als Benedict nicht mit einem blauen Auge und einem roten Kopf davonkommen lässt. Dieser Mann muss restlos ruiniert, ihm muss beides genommen werden: das Geld und der Ruf.


Wunderbare Bildkomposition

Es ist dieses Mal also nachgerade eine moralische Motivation, die die selbst ernannten Rat-Pack-Erben zum Erreichen des Unmöglichen, des in Planung und Ausführung nach bewährten Mustern geschilderten Coups, beflügelt. Überhaupt scheinen die hier mit der zu vernachlässigenden Ausnahme von Ellen Barkin damenlos bleibenden Herren reifer geworden zu sein. Nicht seriös, Gott behüte, doch kommen ihnen die Verbalscharmützel nicht mehr ganz so locker über die Lippen wie auch schon. Zu lachen gibts bisweilen gewiss noch was; meist jedoch bleibts bei einem Schmunzeln. Für umso mehr Vergnügen sorgt derweil Soderberghs im Retrostil gehaltene, farblich wunderbar abgestimmte Bildkomposition; bevor er sich wieder wichtigeren Dingen wie seiner Che-Guevara-Biografie widmet, schüttelt der auch bei dieser abermaligen Fingerübung wieder unter Pseudonym die Kamera bedienende Workaholic Soderbergh mit aufreizender Lässigkeit manches Schmankerl aus dem Ärmel, für dessen Fertigung andere Regisseure sich sonst was ausrenken würden. Auch wenn die Helden in «Ocean’s Thirteen» etwas müde wirken und nicht mal Neuzugang Pacino wesentliche Akzente zu setzen vermag: Nun kann Soderbergh seine Spass- und Spiessgesellen ruhigen Gewissens in den Ruhestand verabschieden. Sie werden uns in bester Erinnerung bleiben.