Shoot to Kill

 

Ein Mann, ein Gütesiegel: Wo der Name Tom Berenger draufstand, da war gerade in den Achtzigern und Neunzigern meist knackige Krimikost drin. Typischerweise zwar nichts, worüber man sich in Briefe an seine Liebsten länglich auslassen müsste – aber fadisiert hat man sich mit dem kernigen Kerl aus Chicago kaum je. Natürlich hat Berenger zwischendurch auch mal etwas fürs Renommee gemacht, mit Starregisseuren wie Ridley Scott, Robert Altman und später dann Christopher Nolan («Inception») gearbeitet und etwa für seine Rolle in Oliver Stones Kriegsfilm-Epos «Platoon» eine Oscar-Nominierung eingeheimst. Am hartnäckigsten in Erinnerung gebrannt hat er sich allerdings mit Rollen wie jener des rechtsradikalen Vietnam-Veteranen in Costa-Gavras «Betrayed», des Manns ohne Gedächtnis in Wolfgang Petersens «Shattered», des dubiosen Nachbarn in Philip Noyce’ «Sliver», des findigen Cops im Krimi-Geheimtipp «A Murder of Crows» – oder des zupackenden Fährtenfinders Jonathan Knox in Roger Spottiswoodes vielleicht formelhaften, aber formidablen Actionthriller «Shoot to Kill» (aka «Deadly Pursuit») aus dem Jahr 1988.

Berenger agiert hier quasi als Sidekick des nach längerer Kinoabstinenz comebackenden Sidney Poitier. Dieser gibt einen FBI-Agenten, den es nach einer tödlich endenden Geiselnahme derart durchschüttelt, dass er nicht zu ruhen gedenkt, bis der Übeltäter seiner gerechten Strafe zugeführt worden ist. Von San Francisco aus verschlägt es ihn zu diesem heiligen Zweck gen Norden in die Wälder von Washington, wo sogleich die nächste Leiche auf ihn wartet. Was folgt, ist eine erbarmungslose und actiongeladene Jagd über Stock und Stein bis nach Kanada, in die auch noch Kirstie Alley verwickelt wird. Der spätere Bond-Regisseur Spottiswoode («Tomorrow Never Dies») inszeniert dieses Katz-und-Maus-Spiel vor naturgewaltiger Kulisse ohne Schnickschnack, dafür mit umso mehr Punch und Pace; das Skript wartet mit dem einen oder anderen Twist auf und schräubelt da und dort recht clever an der klassischen Buddy-Movie-Formel; und auch Berenger setzt auf altmodische Kinowerte, agiert ganz gemäss seinem Typ und gibt einen harten Knochen von echtem Schrot und Korn, der vor nichts zurückschreckt und sich von niemandem und schon gar nicht einem Städter wie Poitier rumkommandieren lässt. Dass er das auch über 30 Jahre später, mit inzwischen über 70 Jahren, noch ganz ordentlich draufhat, durfte Berenger übrigens erst eben wieder als Jäger in den schneebedeckten Wäldern von Maine in dem gar nicht mal so üblen Thriller «Blood and Money» (aka «Allagash») beweisen. Wo Berenger draufsteht, ist also auch heute noch – manchmal – solides Krimiwerk drin. Schön, dass sich manche Dinge nicht ändern lassen.